Die ZA-Zahnärztliche Abrechnungsgenossenschaft eG und die ZA AG-Zahnärztliche Abrechungsgesellschaft machen hiermit auf die Bekanntmachung der Zahnärztekammer Nordrhein in ihrem offiziellen Organ "Rheinisches Zahnärzteblatt" - RZB 2 | 02.02.2022, S.17 aufmerksam. Diese Bekanntmachung hat die Überschrift: "Neues Urteil des LG Düsseldorf zur 2197 GOZ".
Die Zusammenfassung in der Unterzeile lautet "ZÄK Nordrhein: Keine Fortführung der ausdrücklichen Empfehlung zur Berechnung der GOZ-Ziffer 2197 neben den GOZ-Ziffern 2060 ff"
Am 25. November 2021 hat das Landgericht Düsseldorf in einem rechtskräftigen Urteil [LG Düsseldorf, Urteil vom 25.11.2021 – Az. 3 S 2/21,Vorinstanz AG Düsseldorf, Urteil vom 23.10.2020 – Az. 231 C 232/15)] entschieden, dass „unter dem Begriff der Adhäsivtechnik „Konditionieren“ nicht nur der erste Schritt zur Vorbereitung der Adhäsionsmaßnahme, d.h. die Vorbereitung der Oberfläche (Schmelz/ Dentin) zu fassen ist, sondern auch die weiteren Schritte des „Primens“, d.h. des Vorbereitens der Dentinoberfläche mit einem Primer, und des „Bondens“, d.h. die Applikation des Adhäsivs.“
Die Zahnärztekammer Nordrhein kann diese Auslegung aus zahnmedizinisch-fachlicher Sicht nicht nachvollziehen. Die in der Gebührenordnung für Zahnärzte beschriebene adhäsive Befestigung nach 2197 GOZ ist eine eigenständige Leistung, die im Bedarfsfall zusätzlich zu einer Leistung berechnet werden darf. Dies wurde auch von anderen Gerichten bestätigt; Zitat aus dem Urteil des AG Bonn vom 28.07.20214 – Az. 116 C 148/13: „Die adhäsive Befestigung stellt im Ergebnis eine chemisch adhäsive Befestigung dar und ist somit ein darüber hinaus gehender Mehraufwand, der über die Position 2197 GOZ beschrieben wird.“
Dennoch möchte die Zahnärztekammer Nordrhein aufgrund der Vielzahl der mittlerweile zu der Thematik ergangenen, leider auch negativen Urteile, die ausdrückliche Empfehlung zur Berechnung der GOZ-Ziffer 2197 neben den GOZ-Ziffern 2060 ff nicht weiter aufrecht halten. Die Gefahr der Nicht-Erstattung und Rückforderung von bereits gezahlten/erstatteten Beträgen sollte jeder Kollegin und jedem Kollegen bewusst sein und selbst abgewogen werden. Die zahnmedizinisch-fachliche Bewertung spricht für eine Berechnungsfähigkeit der GOZ-Ziffer 2197 neben den GOZ-Ziffern 2060ff. Die gerichtlichen Entscheidungen zur Auslegung der GOZ geben dies jedoch vermehrt nicht wieder.
Dr. Ursula Stegemann, Vorstandsmitglied und GOZ-Referentin/ZÄK Nordrhein
Positive Urteile
- AG Bonn, Urteil vom 28.07.2014 – Az. 116 C 148/13
- AG Düsseldorf, Urteil vom 21.01.2016 – Az. 27 C 3179/14
- AG Düsseldorf, Urteil vom 01.07.2016 – Az. 25 C 2953/14
- AG Siegburg, Urteil vom 24.07.2017 – Az. 116 C 29/15
- AG Wittlich, Urteil vom 20.12.2017 – Az. 14b C 507/16
- AG Siegburg, Urteil vom 19.12.2017 – Az. 124 C 323/14
- LG Bonn, Urteil vom 23.10.2018 – Az. 8 S 72 /18
Negative Urteile
- VG Stuttgart, Urteil vom 18.11.2014 – Az. 13 K 757/13
- VG Stuttgart, Urteil vom 28.06.2016 – Az. 9 C 1059/16
- AG Köln, Urteil vom 26.11.2018 – Az. 142 C 328/15
- AG Ravensburg, Urteil vom 28.02.2019 – Az. 5 C 60/19
- LG Düsseldorf, vom 25.11.2021 – Az. 3 S 2/21
- (Vorinstanz AG Düsseldorf, Urteil vom 23.10.2020 – Az. 231 C 232/15)